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Sokrates und Platon (teilweise)

 

 

Sokrates  (469-399 v. Chr.)  lebte  in Athen,  war  verheiratet und hatte drei Söhne. Einer Überlieferung zufolge hatte er eine Zeitlang als Steinmetz gearbeitet. Er hatte als Soldat am Peloponnesischen Krieg teilgenommen und war bekannt für seinen asketischen Lebensstil.

    Sein philosophisches Wirken bestand vor allem darin, über die öffentlichen Plätze Athens zu wandeln und Passanten, gleich welchen Standes, in Gespräche zu verwickeln, die ethische Werte und tugendhaftes Leben zum Thema hatten. Dabei wollte er nicht belehren, sondern nach der Wahrheit forschen. Im Unterschied zu vielen seiner Gesprächspartner nahm Sokrates für sich selbst kein Expertentum in Anspruch. Auch dann, wenn er die Antworten auf die Fragen, die er stellte, selbst nicht genau wußte, konnte er durch Logik falsche Antworten ausschließen. Dabei stellte sich oft heraus, daß seine Gesprächspartner, die vorgaben, Wissen auf einem bestimmten Gebiet zu haben, keine rechte Ahnung davon hatten. Nicht wenige Athener, darunter hochrangige Persön-lichkeiten, reagierten beleidigt und wähnten ihre Autorität untergraben, zumal Sokrates meist in Begleitung einer Grup-pe von jungen Menschen unterwegs war. Es kam so weit, daß Sokrates angeklagt wurde, neue Götter in Athen einzuführen und die Jugend zu verderben. Nach seiner Verteidigungsrede, mit der er die Richter noch mehr gegen sich aufbrachte, wurde er zum Tode durch Gift verurteilt.

 

 

 

Platon  (428-348 v. Chr.)  wuchs in einer  Athener Aristokra-tenfamilie zu den unruhigen Zeiten des Peloponnesischen Krieges auf. Nach seiner schulischen Ausbildung sollte er eine politische Laufbahn einschlagen, wandte sich aber, ent-täuscht durch die Ungerechtigkeit der aufgrund der Kriegs-niederlage Athens von Sparta eingesetzten Vasallenregie-rung, von der Politik ab. Platon widmete sich der Philosophie und schloß sich Sokrates und seiner Anhängerschaft an. Als Athen die Unabhängigkeit zurückerlangt hatte und die alte Demokratie wieder Staatsform war, hoffte Platon erneut auf ein politisches Wirken. Erschüttert durch die ungerechte Verurteilung des Sokrates wenige Jahre später, gab Platon sein politisches Vorhaben in Athen endgültig auf und verließ den Stadtstaat vorübergehend.

    Ab 389 v. Chr. unternahm Platon mehrere Reisen nach Unteritalien und Sizilien. Er schloß Freundschaft mit den Pythagoreern, die in einigen Städten Unteritaliens politische und militärische Machthaber waren. Bei ihnen vervollkomm-nete er sein mathematisches Wissen und wurde vermutlich auch zu seiner Wiedergeburtslehre zusätzlich inspiriert. Auf Sizilien versuchte Platon, selbst wieder politischen Einfluß zu nehmen, was jedoch am Uneinverständnis des dort herr-schenden Tyrannen scheiterte.

    In Athen gründete Platon 387 v. Chr. die Akademie, eine philosophische Schule, an der er unterrichtete und sein literarisches Werk vollbrachte. Er hielt die wichtigsten Dialoge Sokrates´ in seinen Büchern fest und schrieb auch seine selbstentwickelten Lehren in Dialogform mit Sokrates als fiktivem Gesprächsführer auf.

    Platon war nicht verheiratet und hatte keine Kinder. Er ging wohl ganz in seinem philosophischen Schaffen auf und starb eines natürlichen Todes.

 

Platon,  der wohl  bedeutendste  Philosoph  der Antike,  viel-leicht sogar aller Zeiten, ist der erste, dessen schriftliche Werke vollständig erhalten sind. Er beschäftigt sich in ihnen mit der Frage, wie ein gutes Leben zu führen ist, definiert die Tugenden, konzipiert eine Ideenlehre, stellt ein naturphiloso-phisches Erklärungsmodell der Welt auf, entwirft ein Modell des idealen Staates und dokumentiert logische Beweise für die Unsterblichkeit der Seele und deren Wiedergeburt.

 

 

`Phaidon´ ist das Hauptwerk Platons über die Unsterblichkeit der Seele. Er schildert darin den letzten Tag des Sokrates im Gefängnis, den dieser damit verbringt, mit Freunden und Schülern, die zu Besuch gekommen sind, zu diskutieren, ob die Seele unsterblich ist und wiedergeboren wird. Im Laufe des Gespräches führt Sokrates logische Beweise an, die er gegen vorgebrachte Zweifel und Gegenmeinungen überzeu-gend vertritt.

 

 

Die Beweise basieren auf folgender Argumentation:

 

 

1.  Alles,  was ein Gegenteil hat,  entsteht aus diesem  heraus. Etwas, das kleiner wird, muß vorher größer, etwas, das größer wird, vorher kleiner gewesen sein. Ebenso entsteht das Stärkere aus dem Schwächeren, das Langsamere aus dem Schnelleren jeweils wechselseitig. Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Die Prozesse zwischen den gegenteiligen Zuständen bestehen immer aus Zunehmen und Abnehmen. Das Kühle erwärmt sich und wird zum Warmen, das Warme kühlt ab und wird zum Kühlen.

    So wie dem Wachen das Schlafen entgegengesetzt ist, ist dem Leben das Totsein entgegengesetzt. Da das Schlafen sich wieder in Wachen wandelt, muß sich das Totsein folglich wieder in Leben wandeln. Das Übergehen von Wachen in Schlafen ist Einschlafen, von Leben in Totsein Sterben. Das umgekehrte Übergehen von Schlafen in Wachen ist Aufwachen, folglich von Totsein in Leben Aufleben.

 

 

2.  Alles Lebendige  hat einen zusammengesetzten  und einen unzusammengesetzten Teil. Der Leib ist zusammengesetzt, ihm kommt es zu, aufgelöst zu werden. Die Seele ist weder sichtbar noch faßbar, denn sie ist unzusammengesetzt, und was unzusammengesetzt ist, kann nicht aufgelöst werden, sie bleibt also bestehen.

    Die Natur gebietet dem Leib zu dienen und der Seele zu herrschen. Im Vergleich dazu ist wohl das Göttliche so geartet, daß es herrscht und das Sterbliche, daß es dient. Da der Leib von Natur aus sterblich ist, muß die Seele von der Natur her göttlich sein, also unsterblich.

 

 

`Der   Staat´,   Platons  politisches  Hauptwerk,   schließt  mit einem faszinierenden Mythos über das Leben der Seele nach dem Tode.

 

 

Der Mythos besagt folgendes:

 

 

Die Seelen gelangen  nach dem leiblichen Tod an einen wun-derbaren Ort im Jenseits. Dort findet ein Gericht statt und einjede Seele empfängt ihrem geführten Leben gemäß das Urteil. Die guten Seelen ziehen in den Himmel, wo sie an schönen Orten in Glückseligkeit lange Zeit bleiben. Die schlechten Seelen ziehen in die Unterwelt, wo sie an Orten der Qualen für ihre Vergehen lange Zeit büßen, um gereinigt zu werden. Wenn sie ihre Zeit im Himmel oder im Hades verbracht haben, treffen sich die miteinander verwandten Seelen wieder. Gemeinsam reisen sie zu einem Lichtbogen, auf dem sie von überirdischen Wesen ihre Lebenslose erhalten und ihre Lebensmuster frei wählen. Danach gelangen sie an einen Ort, an dem sie den Aufenthalt im Jenseits vergessen, bevor sie in ihre neuen irdischen Leben eingehen. Die ganz schlechten Seelen stürzen in den Tartaros, einen Ort noch jenseits des Hades, aus dem sie nie mehr herauskommen. Die vollkommen guten Seelen bleiben für immer im Himmel.

 

 

  

Im Buch außerdem enthalten:

Originaltexte aus Platons `Phaidon´  Die Beweise zur Un-sterblichkeit der Seele und deren Wiedergeburt

und `Der Staat´  Schlußmythos über das Jenseits und zur Wiedergeburt